Schilfrohrdächer – typisch norddeutsch!

Wer plant, seinen Urlaub in Deutschlands Norden zu verbringen, möchte dabei auch die regionalen Besonderheiten kennen lernen und erleben. Ein besonderes Highlight sind sicher die traditionell mit Schilf oder Reet gedeckten Häuser. Im Haus Sonnenwinkel haben Sie gleich zwei Möglichkeiten unter einem Schilfdach zu wohnen. Entweder im Appartement des Haupthauses oder im separatem Ferienhaus. Da uns viele Gäste immer wieder zu den Schilfdächern befragen, möchten wir für Interessierte hier etwas ausführlicher auf dieses interessante Thema eingehen.

Schilf, Rohr, Reet – was ist was?

Das Wort Schilf kommt aus dem Althochdeutschen von dem Ausdruck sciluf,  der wiederum vom lateinischen Wort scirpus = Binse abgeleitet wurde.  Es bezeichnet einerseits, als Synonym zu Röhricht, Vegetationsbestände schilfrohrähnlicher Pflanzen, die vor allem am Ufer von Flüssen und Seen wachsen.  Andererseits ist Schilf eine synonyme Bezeichnung für die Pflanzenart Schilfrohr (Phragmites australis), eine Art der Süßgräser.  Dieses Schilfrohr wird volkstümlich in Mecklenburg-Vorpommern auch einfach als Rohr und in Schleswig-Holstein bzw.  Niedersachsen als Reet bezeichnet.  Im getrocknetem Zustand wird dieses Schilf,  Rohr oder Reet zur Dacheindeckung verwendet wird.  Daher auch die Namen Schilf- oder Reetdach,  bzw. Rohrdachdecker.  Streng betrachtet geht es jedoch immer um Schilfrohr.

Schilfrohr wird gemäht!

Für die Verwendung zur Dacheindeckung ist eigentlich nur einjährig gewachsenes Schilf brauchbar, weil die mehrjährigen Bestände zu verwachsen sind.  Bei uns auf Rügen wird auch Schilfrohr gemäht und wir haben auf unseren Dächern einheimisches Rohr und keins aus Polen oder Ungarn. Das geschnittene Schilfrohr wird grob von andersartigen Gewächsen gereinigt und in Erntebunde zusammengebunden, welche dann sofort verladen und an einem trocknen Ort bis zur weiteren Aufbereitung gelagert werden. Das Schilf muss bei der Ernte möglichst trocken sein, damit es später nicht schimmelt.  Am besten geht das Schilfmähen bei herrlichstem Wintersonnenschein und frostigen Temperaturen auf der Eisfläche. Während früher traditionell mit eine Sichel die ganze Familie mit ran musste, werden heute größere Flächen mit Mähmaschinen abgeerntet.

Rauf aufs Dach!

Früher waren Rohr- oder Reetdächer typisch für die Häuser armer Fischer oder Bauern in Norddeutschland. Heute muss man als Bauherr für so ein typisch mit Schilfrohr gedecktes Dach, „tief in die Tasche greifen“. Rund 20 bis 40 % Mehrkosten entstehen gegenüber einem mit Schindeln gedecktem Dach. Doch es lohnt sich! Ein Rohrdach ist absolut wind- und wetterfest, es wärmt hervorragend im Winter und hält kühlt im Sommer. Das Beste aber, es sieht einfach toll aus! Es kann bis zu zwei Generationen lang halten und zählt zu den so genannten Weichbedachungen, die genehmigungspflichtig und besonderen Brandschutz- und Versicherungsbedingungen unterworfen sind. Das Schilfrohr wird bei der Dachdeckung genäht, geschraubt oder gebunden. Beim genähten Dach beginnt der Reetdachdecker von der Traufe aus Lage für Lage der Reetbündel mit Draht an der Lattung zu befestigen. Dazu benötigt er eine gebogene und eine gerade Nadel. Mit der gebogenen Nadel wird der Draht durch die Reetschicht durchgesteckt und mit der geraden Nadel wird der Draht auf der Innenseite des Daches “gefangen”. Mit dem Klopfbrett wird das Reet in Form gebracht und dann der Bindedraht fest angezogen. Die geschraubte Deckung funktioniert wie die gebundene Deckung. An Stelle des Bindedrahtes verwendet der Reetdachdecker allerdings eine Schraube, um die mittig ein Draht gewickelt ist. Unsere Rohrdächer wurden geschraubt und halten hoffentlich noch Jahrzehnte! Auf dem letzten Bild ist unsere Anna zu sehen, die neugierig das neue Rohrdach auf dem Ferienhaus bestaunt. Am meisten verwundert Gäste immer wieder, dass es durch das Rohrdach nicht durchregnet. Warum das so ist, zeigen wir Ihnen gern vor Ort, also auf nach Rügen ins Haus Sonnenwinkel.

Rohr, Reet, Schilf?
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