Für die kleinen Besucher der Homepage Haus Sonnenwinkel
Copyright Text und Grafiken by Glaudia Gürtler
Gestatten wir sind Rodico und Rodaci
und wir sind Biber.
blind
Wir sind klein aber Oho – kein Baum ist vor uns sicher, kein Fluss zu tief – aber keine Angst, wir sind ganz lieb.
Im Land der tausend Bäume
“Das ist also meine neue Heimat”, dachte Rodaci und schaute sich neugierig um. Idyllisch war es. Satte Wiesen, ein herrlicher Flusslauf und viele viele Bäume waren um sie herum. “Ja, hier gefällt es mir, Rodico. Hast du schon einen neuen Bau für uns beide hergerichtet?” Fragend blickte sich Rodaci zu ihrem Verlobten Rodico um.
Dieser schüttelte den Kopf. “Nein, Rodaci, ich dachte, das machen wir gemeinsam, dann trifft es unser beider Geschmack”. “Faule Ausrede”, dachte Rodaci, aber sagte nichts, sondern ging zu den Bäumen um kräftig zu nagen, denn ohne Holz wird es kein schöner Bau.
Auch Rodico machte sich an die Arbeit, und spürte, das er schon einen Fehler begangen hatte. Rodaci ist zwar eine sehr moderne Biberfrau, aber was den Biberbau betrifft doch sehr altmodisch, dieser musste vom Bibermann allein gerichtet werden, bevor er seine Freundin in die neue Heimat brachte. Drüben im Wunderwald war leider kein Platz mehr gewesen und so mussten sie sich eine neue Stelle suchen. Doch Rodaci war froh, denn manchmal geschah im Wunderwald auch ganz merkwürdige Dinge. Hier sah alles friedlich aus.
Gemeinsam machten sie sich an die Arbeit und schon bald war der Kummer der beiden vergessen und sie hatten viel Spaß.
Es dämmerte schon langsam, als die beiden genug Stämme für den Bau und den Damm genagt hatten. „Es ist schon zu dunkel, um noch mit dem Biberbau zu beginnen“, sagte Rodaci, „wir sollten uns in dem Stapel für die Nacht zurückziehen“. „Du hast Recht, Rodaci, aber bevor wir uns zurückziehen, möchte ich mit dir noch einen romantischen Abend geniessen. Schau nur wie schön der Mond leuchtet. Komm wir machen ein Lagerfeuer und rösten uns Mais.“
Noch lange sassen die beiden dort am Feuer und betrachteten verliebt den Mond.
Am nächsten Morgen kitzelte Rodico Ro dac i mit einem Zweig mit Tannennadeln und Rodaci schreckte hoch und dabei fiel der ganze Holzstapel um. „Hee, lass das, Rodico, ich bin doch so kitzelig.“ Rodaci lachte immer lauter und Rodico stimmte mit ein.
Fröhlich begannen sie das Holz für den Damm und den Eingang aufzuschichten. Hin und wieder musste noch ein Stamm auf die richtige Größe genagt werden und Rodaci sammelte die ganzen Holzraspel auf, die sollten später den Boden im Biberbau bedecken.“Schau mal Rodico, was ich noch schnell gebaut habe“ rief Rodica dem schwimmenden Rodico zu, „eine Fahne aus meinem Wanderstab, damit wir unsere Burg auch immer wiedererkennen“.
Rocico klatschte in die Hände und fing dann schon an, die unterirdischen Gänge zu buddeln, zumindest der Hauptgang zum Wohnraum musste heute noch fertig werden.
„Wow, das ist ja schon richtig toll geworden, hier fühle ich mich wohl“. Rodaci hatte sich ganz leise von hinten angeschlichen und brachte auch schon die ersten Holzraspel für den Boden mit. Doch statt diese Raspel ordentlich auf den Boden zu verteilen, begannen die beiden eine Wurfschlacht damit und bald lagen sie überall verteilt. Glücklich und zufrieden legten sie sich schlafen und freuten sich auf ihre gemeinsame Zukunft im Land der 1000 Bäume.
Eine Floßfahrt die ist lustig…
Am nächsten Morgen beschlossen die beiden, den Bau Bau sein zu lassen, und wollten nun erst einmal ihre neue Heimat gründlich erkunden. „Sag mal Rodico, kennst du die Gegend genauer?“, wollte Rodaci wissen. „Ich war als kleines Kind mit meinem Vater mal hier“, begann Rodico zu schwärmen, „und es war wundervoll, es ist ein Land mit mehr als 1000 Bäumen, rauschenden Bächen, glitzernden Seen und vielen Früchten und Beeren. Ein richtiges Paradies für Biber. Und wir sind keinem Fuchs begegnet, haben kein Heulen eines Wolfes und kein Brummen eines Bären gehört. Mag sein, das unsere Feinde tief im Innern des Waldes lauern, aber an den herrlichen Bächen und Auen sind wir sicher.“ Selbstsicher setzt er hinzu: „Außerdem gelangen sie eh nie in unseren tollen Bau, der Eingang ist viel zu tief unterm Wasser und viel zu eng.“ „Das ist ja fast zu schön um wahr zu sein“, erwiderte Rodaci, „komm, wir bauen uns ein Floß, erkunden die Gegend und schauen, ob es noch so ist wie früher.“ Rodaci glaubte Rodico nicht ganz, vieles schlechte mag in seiner Erinnerung verblasst sein und nur das traumhaft Schöne strahlte noch in seinem Kopf.
So etwas lies sich Rodico nicht zwei Mal sagen und begann wieder kräftig zu nagen, um die Bohlen für das Floß zu erstellen und ein Paddel zu formen. Rodaci sammelte lange Grashalme, und knüpfte sie zu festen Bändern zusammen. Mit ihnen wollten sie die Bohlen für das Floß zusammenbinden. Die alte Picknickdecke wurde zum Segel umgebaut, damit sie nicht immer paddeln mussten und so ging es dann auf große Fahrt.
Zunächst ruderten die beiden entlang ihres Baches, vorbei an weiteren prächtigen Wäldern, doch schon bald wurde der Bach immer breiter und wurde schliesslich ein Fluss. Ab und an schaukelte es gewaltig, waren doch kleine Stromschnellen darin. „Pass doch auf Rodico“ klagte Rodaci, „beinahe wäre ich ins Wasser gefallen, ich kann zwar gut schwimmen, aber da unten sind scharfe Steine und das kann doch ziemlich wehtun!“ Rodaci klammerte sich fest am Floß, denn die Fahrt wurde immer wilder. „Bist du dir sicher, das du vorhin richtig abgebogen bist, dort bei dem großen Sonnenblumenfeld?“
Kleinlaut gab Rodico zu: „Nein, ich bin mir nun so gar nicht mehr sicher, doch ich kann das Floß nicht anhalten! Sollen wir nicht besser abspringen und gegen die Strömung zurückschwimmen?“ „Kommt gar nicht in Frage, ich will wissen wo es hier hingeht, ausserdem bin ich doch kein Angsthase!“ meinte Rodaci mutig, fühlte sich aber doch ganz klein.
Immer schneller und immer schneller wurde die Fahrt und das Rauschen des Wassers wurde immer stärker. Die beiden mussten sich schon anschreien, um sich zu verstehen. Das Ruder hatten sie schon längst verloren, sie hielten sich nur noch am Mast fest. Das Floß wackelte hin und her, und drohte immer wieder unterzugehen. Rodaci schrie: „Achtung, halt dich sehr sehr gut fest, ich glaub da kommt ein Wasserfall“ Das Rauschen des Wassers war nun übermächtig und Rodico stand die Angst ins Gesicht geschrieben.
Mit einem großen Platsch sprang das kleine Floß den großen Wasserfall hinunter. Um ein Haar wäre Rodaci hinuntergefallen, aber Rodico hielt seine Freundin gerade noch so fest. Doch dann war es ganz still, sie waren mitten auf einem wunderschönen See gelandet.
Nachdem Rodico und Rodaci den ersten Schock überwunden hatten, genossen sie die Idylle an diesem schönen See und planschten ausgelassen. Doch schon bald ging die Sonne hinter den Wipfeln der Bäume unter und sie machten sich auf den Weg zurück. Nachdem sie seitlich des Wasserfalls den Berg hinaufgeklettert waren, liefen sie entlang der Stromschnellen immer dicht am Fluss entlang und als dieser ruhiger wurde, sprangen sie ins kühle Nass, und schwammen so schnell sie konnten zurück nach Hause. Dort schliefen sie lange in ihrem gemütlichen Bau und träumten von ihrer Zukunft im Land der tausend Bäume. Am nächsten Morgen regnete es heftig und so hatten sie keine Lust zum umherstreifen und holten sich nur wenige Beeren und blieben in ihrem Bau. Dort planten sie ihre Hochzeit beim nächsten Vollmond.